4.11.2008
Hans-Martin Hartmann
Thomas Mitlehner
Ulrich Rink

E-Cars: Entwicklung explodiert

„Die Entwicklung auf dem Markt von E-Cars ist explodiert“, sagte Ulrich Rink beim Vortragsabend zu diesem Thema von Solar mobil Heidenheim. Seien es bis vor kurzem einige Nischenfahrzeuge und der norwegische Th!nk, für den größere Stückzahlen anvisiert wurden, die den Markt der E-Cars bestimmten, so habe sich die Szene binnen eines halben Jahres grundlegend gewandelt. Aufgrund des jüngsten Ölpreisschocks und der Klimadiskussion hätten erstmals renommierte Autobauer E-Fahrzeuge angekündigt, die in großen Stückzahlen gebaut werden sollen.

Hans-Martin Hartmann erinnerte an den Beginn der Vereinsgeschichte. Damals sei der regenerative Verkehr erklärtes Ziel gewesen. Zwar sei der Eigenbau, die Umrüstung eines Seat Marbella zum Elektrofahrzeug, heute noch im Einsatz, doch die vielen anderen Gefährte, die Anfang der 90-er Jahre mit Landesförderung in Heidenheim unterwegs waren, seien von der Bildfläche verschwunden. Man sei schlicht 20 Jahre zu früh dran gewesen, weil es an einer leistungsfähigen Batterie, der Sicherheit der angebotenen Fahrzeuge und mithin der Akzeptanz gefehlt habe.

Thomas Mitlehner, E-Car-Freak der ersten Stunde, berichtete von seinen Erfahrungen mit nicht weniger als vier Elektrofahrzeugen. Seinen kritischen Anforderungen habe neben dem Toyota Prius bis heute nur das Twike, ein sehr leichtes Pedal-Hybrid-Fahrzeug mit Nickel-Cadmium-Batterie, standgehalten.

Uli Rink legte an Hand von statistischen Zahlen dar, dass das Straßennetz über 80 Prozent der Verkehrslast in der BRD trägt. Dabei seien 60 Prozent Ziel- und Quellverkehr, Verkehr also, der nur kurze Distanzen zurücklegt. Bezogen auf den Landkreis Heidenheim seien dies 245 Millionen Kilometer oder 82 Prozent der Fahrten mit dem Auto, die bis zu 20 Kilometer lang, also für E-Cars prädestiniert seien. Dabei würden 14 Millionen Liter Diesel oder Benzin verbraucht. Würde man diese Leistung elektrisch erbringen, bedürfe es einer Strommenge von fast 50 Megawattstunden.

Aus dem Datenmaterial leitete Rink ein Anforderungsprofil für einen E-Car ab: Zwei- oder Viersitzer, 300 Kilo Zuladung, Verbrauch von 15 – 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer bei einer jährlichen Fahrleistung von bis zu 15.000 Kilometern, Reichweite von 100 Kilometern an zwei Tagen, Höchstgeschwindigkeit 120 km/h. Der Akku müsse mindestens 1500 Ladezyklen erreichen.

Über kurz oder lang müsse der Individualverkehr elektrisch abgewickelt werden, sagte Rink, wobei die etablierten Fahrzeugkonzepte vom Sportwagen bis zum Lieferwagen beibehalten werden könnten. Neben den reinen E-Cars werde es die so genannten Plug-in-Hybrids geben, Hybridfahrzeuge also, die auf Distanzen bis 100 Kilometern rein elektrisch betrieben werden können. Die Autogesellschaft werde sich der regenerativen „Kraftstoffe“ in Form von Wind-, Sonnen und Biomassekraft bedienen.

Die Autoindustrie greife derzeit solche Konzepte auf. Viele Anbieter wollten bis in zwei, drei Jahren Wagen der Polo- oder Golfklasse mit Elektro- oder Hybridantrieb auf den Markt bringen. Zu kaufen sei bereits der Th!nk, der holländische Dura-Car und eine ganze Palette vom Scooter bis zum Lieferwagen der englischen Nice Car Company (seit Herbst 2008). Smart, Daimler, Nissan, Renault, Peugeot, Fiat, General Motors, Chrysler und BMW seien unterwegs. Selbst ein reiner Fun-Sportwagen, der Tesla Roadster aus den USA, mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h in 3,5 Sekunden könne für rund 100.000 Euro bereits geordert werden. Nach Meinung Rinks werden die Chinesen die restliche Welt das Fürchten lehren. Diese hätten bereits 10 Millionen Elektroroller produziert und seien dabei, die Marktführerschaft für Elektroantriebe zu übernehmen. So solle der BYD, der einem BMW zum Verwechseln ähnlich sehe, für unter 16.000 Euro zu haben sein.