Profil des Solar mobil Heidenheim e.V.
Stand: 30.10.2016
Vorboten Mitte der 80-er Jahre ließen Solarpioniere die damals gerade 100 Jahre alte Idee, Autos elektrisch anzutreiben, wieder aufleben. Die Entwicklung der Photovoltaik verlieh einer lebhaften Experimentier-Szene Schub. Einsitzige, mit Solarzellen bepackte Rennwagen, die an Segelflugzeuge oder fahrende Tischtennisplatten erinnerten, waren vor allem auf der jährlich ausgetragenen Tour de Sol (Schweiz) zu sehen. 1987 fand auch bereits die erste Solar Challenge in Australien statt. Ausschließlich Solarfahrzeuge absolvierten die 3000 Kilometer von Darwin im Norden nach Adelaide an der Südküste.
Hans-Martin Hartmann, der Fotos von der Tour de Sol mitbrachte, konnte 1990 eine Gruppe Technikbegeisterter mit der Idee der elektrischen Mobilität infizieren. Man organisierte kleine Aktionen und Anfang Januar 1991 wurde dann der Verein Solar mobil Heidenheim gegründet. Wolfgang Mayer war der erste Vorsitzende, der aber im zweiten Jahr von Kurt Haffner († 2015) abgelöst wurde. Vorsitzende waren oder sind seither: Uli Rink (2003-2012), Werner Glatzle (2012-2017) und Wolfgang Eber (seit Frühjahr 2017).
Elektrofahrzeuge Der Verein beschäftigte sich seit der Gründung mit Elektrofahrzeugen. Im Verein war klar, dass der Elektroantrieb den Verbrenner-Motoren an Effizienz weit überlegen und ein erhebliches Energie-Einsparpotenzial vorhanden war. Wenn man in der Lage war, den benötigten Strom ökologisch zu erzeugen, könnte der Autoverkehr grün werden, stellte man sich vor. Die Vereins-Techniker bauten 1992 einen Seat Marbella auf Elektroantrieb um. Er wurde auf den Namen "LECTRIX" getauft. Zeitweise besaß der Verein drei E-Mobile, die getestet wurden.
Dank der Aktivitäten von Solar mobil Heidenheim wurde Heidenheim, nebst 13 weiteren Gemeinden, zur „Elektrofahrzeug-Versuchsstadt“. Dies bedeutete, dass jeder Heidenheimer aus den Mitteln eines Landesförderprogrammes auf Antrag einen Zuschuss für die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs bekam. Verschiedene Fahrzeuge waren teilweise jahrelang im Einsatz. Zeitweise besaß allein der Verein drei E-Mobile, die getestet wurden. Das o.g. Eigenbaufahrzeug ist z.B. noch heute einsatzfähig.
Schwachpunkte waren von Anfang an die damals üblichen Blei-Batterien. Um Elektro-Straßenfahrzeugen zu größerer Verbreitung zu verhelfen, bedurfte es nicht nur eines Technologiesprungs in der Batterietechnologie, sondern auch den politischen Willen, diese Technologie zu fördern.
Mit der Entwicklung leistungsstärkerer Lithium-Ionen Batterien begann etwa 2005 die zweite Welle der Elektromobilität. Toyota führte mit der Markteinführung seiner Hybridtechnik lange Zeit alleine den Markt der zumindest teilweise elektrisch angetriebenen Fahrzeuge an. Es sollte allerdings noch einmal zehn Jahre dauern, bis die großen deutschen Firmen reine Elektrofahrzeuge im Angebot hatten.
In dieser noch andauernden Phase besteht die Förderarbeit des Vereins in Vorträgen über Technik und Betriebserfahrungen sowie Organisation von Ausstellung und Probefahrten. Conrad Rössel, der seit Anbeginn aus Überzeugung mit Hybridfahrzeugen (Honda Insight, Toyota Prius, Opel Ampera, Tesla Model S) unterwegs ist, erwies sich hierbei als Experte und Motor.
Die immer größer werdende Zahl an angebotenen Elektrofahrzeugen führte zu deutlich großformatigeren Veranstaltungen, die an die ehemaligen „Solartage“ (s.u.) anknüpften: Den „EnergieWendetagen“ in Heidenheim und Gussenstadt sowie „Giengen elektrisiert“. Als besonderer Event dürfen die Tesla-Model-S-Probefahrten 2014 in Giengen angesehen werden. Energiewendetag 2014 , Giengen 2014
Aber auch Diskussionen um den sinnvollen Ausbau der Ladestrukturen und der dazugehörigen Standards beschäftigen den Verein bis in die Gegenwart intensiv.
Die von der Bundeskanzlerin ausgegebene Marge von 1 Million Elektrofahrzeugen bis 2020 wird bei der derzeitigen Kaufzurückhaltung wohl eher nicht erreicht. Im Verein wird diskutiert, welche Rolle die E-Fahrzeuge künftig spielen werden. Wird die noch relativ geringe Reichweite dazu führen, dass sie Bestandteil von Fahrzeug-Flotten werden (Firmenfahrzeuge, Taxen, Botenfahrzeuge, Kleintransporter, Leihauto)? In den Blick rücken auch die kleinen Elektrofahrzeuge, Zweiräder wie Roller und Pedelecs, die die Lücke zwischen Fahrrad und Auto schließen können. Wahrscheinlich ist, dass Elektroantriebe sich nicht nur im Individualverkehr, sondern auch im regionalen Liefer- und ÖPNV-Verkehr durchsetzen und neue Wege zu einer Vernetzung aller Verkehrsträger bahnen.
Erneuerbare Energien Unter der Maßgabe, die Energie für die Fahrzeuge umweltfreundlich zu erzeugen, ist die Förderung der erneuerbaren Energien der weitere bedeutende Schwerpunkt der Vereinsarbeit. Auf Vereinsinitiative geht die Zusage der Stadtwerke Heidenheim AG Anfang der 90-er Jahre zurück, den Strom aus Fotovoltaik-Anlagen über zehn Jahre hinweg in Höhe von 2.- DM pro Kilowattstunde zu vergüten.
Die “Heidenheimer Solartage” wurden '93, '96 und '98 vom Verein organisiert und durchgeführt. Die Einnahmen verhalfen sowohl dem Werkgymnasium als auch der Adalbert-Stifter Realschule zu Fotovoltaik-Anlagen.
Im Januar 2000 schließlich wurde auf Betreiben des Vereins die erste Bürgerbeteiligungs-Fotovoltaikanlage im Kompostwerk (BBFA Kompostwerk) in Betrieb genommen. Im Frühjahr 2002 konnte diese von 30 auf 50,6 kWp erweitert werden. 2005 entstand die BBFA-Friedrich-Voith-Schule und im Jahr 2011 wurde die PV-Anlage des Hellenstein-Gvmnasiums, ebenfalls mit Förderung des Vereins, erstellt.
Die Themen Atom- und Kohleausstieg sind häufig in den Medien präsent und der Verein setzt sich engagiert für deren möglichst frühes Auslaufen ein. Nach wie vor gilt sein Bestreben, Elektromobilität durch die Verwendung regenerativer Energie auch wirklich zum Mittel einer umweltfreundlichen, klimaschonenden Zukunftsgestaltung zu machen. Es ist uns aber bewusst, dass die Stromerzeugung mittels Wind- und Wasserkraft, Fotovoltaik und Biomasse nur mit einem sorgfältigen Abwägungsprozess umgesetzt werden kann.
Vorträge und Veröffentlichungen Seit Ende der 90er Jahre organisierte der Verein zahlreiche Vorträge im Rahmen der Volkshochschule Heidenheim. Sie decken die Bereiche Bauen/Gebäudetechnik, Biomasse, Windkraft, ökologische Stadtstruktur, Wasserstofftechnik, Brennstoffzelle, alternative Treibstoffe, Pflanzenöl, Dünnschicht-Fotovoltaik, Gebäudeintegration von Fotovoltaik Anlagen, Solarthermie, Hybridantrieb, Pumpspeichertechnik, Druckluftspeicherkraftwerk, ökologische Gebäudesanierung, Sonnenhaus, Energiepass, E-Fahrzeugtechnik, Lithium-Ionen Akkus etc. ab. Die Vorträge sind ab der Jahrtausendwende lückenlos dokumentiert in dieser Homepage Themen-Download
Für die Vorträge konnten zum Teil hochrangige Referenten gewonnen werden. So zählen z.B. Dr. Franz Alt (SWR-Jounalist), Dr. Hermann Scheer (SPD), Dr. Bernd Calminus von der EnBW und Dr. Andreas Basteck von Voith Turbo Crailsheim zu den herausragenden Rednern.
Daneben gab es Vorträge, die sich mit allgemein politisch-wirtschaftlichen Themen beschäftigten wie Dr. Jürgen Grahls Vortrag zur "Schieflage der Produktionsfaktoren Arbeit und Energie als Ursache der gegenwärtigen wirtschaftlichen und sozialen Probleme", oder sein Vortrag zu Abschätzung, ob die Vergütung für Erneuerbare Energien nach dem EEG eine stärkere Degression erfahren sollen als bisher. Wertvolle Denkanstöße lieferte auch der Vortrag von Vereinsvorstand Uli Rink zum Potenzial der erneuerbaren Energien in der Region.
Zudem befinden sich auf der Homepage aktuelle Informationen zu Fahrzeugen und Lademöglichkeiten. Link zu aktuellen E-Fahrzeugen
Als neues Medium für Information und Werbung hat sich seit fünf Jahren das Video etabliert. So gibt es von allen größeren Veranstaltungen des Vereins dank des Profi-Filmschaffendem Hans-Martin Hartmann kurze Dokumentarfilme.Videos
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1987 Tour de Sol Start in Rankweil
1991 BBFA Kompostwerk
1992 Dreamteam - die Lektrixschrauber
1992 Lextrix fertiggestellt
1992 Mini-el im Vereinsbesitz
1996 Solartage Franz Alt bei seinem Vortrag
1996 Solartage PV Anlage WeG
1998 3. Heidenheimer Solartage, Hr. Haffner begüßt Gastredner
1999 Infostand für 1. PV-Anlage im Kompostwerk
2001 Umwelttag Mergelstetten, Hr. Haffner bei Vortrag
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