15.03.2005
Erhard Lehmann:

Güssing – Mekka der regenerativen Energien

Güssing am südöstlichsten Zipfel Österreichs gelegen erzeugt seine Energie selbst – zumindest, was den Sektor Wärme und Strom angeht. Auch Ansätze zum Antrieb von Fahrzeugen mit Methan und Biodiesel sind vorhanden. Die Stadt darf sich aufgrund der EU-Förderung „Europäisches Zentrum für erneuerbare Energie“ nennen. Dies berichtete Erhard Lehmann bei einer Veranstaltung bei Solar mobil Heidenheim. Im Sommer letzten Jahres war eine Heidenheimer Delegation dort hin gefahren, um zu erfahren, was von den fortschrittlichen Einrichtungen auf Heidenheim übertragbar ist. Der Delegation gehörten an: Herr Bubek und Frau Abele von der Stadtverwaltung, Herr Dursch von der Stadtwerke AG Heidenheim, von Seiten des Gemeinderats Martin Grath, Eva Oppermann, Rudolf Schäfer und dem Referenten jeweils einE VertreterIn der Heidenheimer Stadtratsfraktionen.

Was den Waldreichtum angeht, sei Güssing vergleichbar mit Heidenheim. Daher werde die Biomasse für die Deckung des Wärmebedarfs der Öko-Tourismus-Hochburg genutzt. In der Hauptgemeinde und jeweils in den Teilgemeinden stünden zu diesem Zweck Holzhackschnitzel-Fernheizwerke zur Verfügung. Obwohl kein Anschlusszwang bestehe, seien alle Wohnungen ans Fernwärmenetz angeschlossen. Weiteres Standbein sei die Pilotanlage „Biomasse Kraftwerk Güssing“. Dort werde Holz zu Methan vergast und damit in Blockheizkraftwerken Strom und Wärme erzeugt. Das Wirbelschicht-Dampf-Vergasungsverfahren biete in Kombination mit der Kraft-Wärmekopplung Vorteile gegenüber anderen Verbrennungsverfahren. Man wolle das erzeugte Gas sogar in absehbarer Zeit ins Erdgasnetz einspeisen. Darüber hinaus beherberge die Hochburg für regenerative Energien das „BAG“, die „Burgenländische Alternativ-, Treib- und Heizstofferzeugung“, eine Anlage zur Herstellung von Biodiesel (Rapsmethylesther), sowie eine Solarschule und ein Technologiezentrum mit angeschlossenem Kongresshotel. Die Solarschule sei ein Gewerbegymnasium, das über solarthermische  und fotovoltaische Demonstrationsanlagen verfüge. Ausgebildet würden „Sorarteure“. Dies sei ein neues Berufbild. Bisher getrennte Fachberufe wie Installateur, Elektriker, Dachdecker, Spengler, Kältemitteltechniker, etc. würden hier gewerkübergreifend ausgebildet.

Vollkommenes Neuland sei mit der Holzvergasung dieses Typs betreten worden. Doch da die Einrichtung mit einem 40-prozentigen Zuschuss von der EU „aufgepäppelt“ worden sei, stehe die Wirtschaftlichkeit in den Sternen. Zumindest werde „sich in dieser Richtung in den nächsten Jahren nichts tun“. „Aber je teurer die konventionellen Energien würden, desto schneller rechnen sich die regenerativen, sagte Lehmann voraus. So lange wollten aber einige Zuhörer nicht warten und forderten, Heidenheim solle in die bewährten Techniken wie die Holzhackschnitzel-Fernwärme einsteigen.