19.09.2012
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Strom vom Drachen und aus dem Fluss

DH-Studienprojekte für regenerative Energie im Solar mobil - Vortrag

Man nehme zwei handelsübliche Sport-Flugdrachen und lasse sie im Wind abwechselnd auf- und absteigen. Die mit großen Erdnägeln verankerte Bodenstation macht aus dem Auf- und Abwickeln der Zugseile über zwei Seilrollen Strom. Spielzeug? Nein! SkyAmps ist ein funktionsfähiges 5 kW-Kleinwindkraftwerk, das in einer halben Stunde irgendwo draußen aufgebaut ist und nach dem Start der Drachen selbstständig läuft und läuft.

Natürlich braucht SkyAmps eine moderne Funksteuerung für die Flugbewegungen, damit nicht ständig ein Mensch an den Steuerleinen korrigierend ziehen muss, aber das und die Kraftübertragung auf den Generator haben die Studenten der Gruppe "SkyAmps" an der Dualen Hochschule Heidenheim im Jahr 2011 ausgezeichnet gelöst und praktisch erprobt.

Jens Rieder, Bachelor-Absolvent und Teamleiter des Projekts stellte im VHS-Vortrag des Vereins Solar mobil am vergangenen Dienstag die ungewöhnliche Outdoor-Stromquelle vor und untermauerte die Sinnhaftigkeit des Projekts damit, dass es schon bei Kleinserienproduktion den Strom für ca. 3 Cent pro kWh bereitstellt. Da der Wind in Höhen oberhalb 100m über dem Erdboden wesentlich schneller weht als in Bodennähe, empfiehlt er, die Drachen in Höhen von 100 - 500m Höhe operieren zu lassen. Wenn keine Hindernisse wie Stromleitungen oder Tiefflugrechte im Weg sind, ist das in freier Natur eine saubere und geräuschlose Art, Strom da zu erzeugen, wo es keine Steckdose gibt. Und selbst wenn so ein Flugdrachen außer Kontrolle gerät und abstürzt: Da ist alles weich dran, er besteht nur aus Leinen und leichtem Gewebe, das kann niemanden verletzen.

Den zweiten Teil des Vortragsabends übernahm Prof. Dr. Rupp von der DH, der "Aquaflux", eine transportable Wasserturbine zur Stromgewinnung vorstellte. Rotor und Generator liegen in einem Strömungsmantel, der durch seine profilierte Form für erheblich mehr Energie auf den Rotorblättern sorgt als bei nicht ummantelten Rotoren. Mit seinem Außendurchmesser von ca. 80 cm kann das schwimmfähige Aquaflux an geeigneten Stellen in einem Fluss verankert werden und produziert schon bei mäßiger Fließgeschwindigkeit von ca. 1-2m/sec etwa 300W Leistung. Das scheint nicht viel, aber für Kühltaschen im Zeltcamp, für die Akkus einer Almhütte, für die Versorgung eines Weidezauns oder Positionslampen ist das genug. Und es läuft Tag und Nacht ununterbrochen, auch bei Windstille und Regen.

Entwickelt hatte das mobile kleine Fließwasserkraftwerk die Studentengruppe Hydroelectrix. Leider stehen diese Studenten derzeit im Stress, ihre Bachelor-Arbeit fertigzustellen, sodass sich ihr Mentor Prof. Rupp zum Vortrag bereit fand. Er betonte vor allem die Umweltfreundlichkeit dieses Designs, da dafür keine Bauten im Gewässer nötig sind und die Fische viel mehr Platz im Fluss für sich behalten als das Kraftwerk selbst einnimmt.

Die Referenten beantworteten anschließend noch zahlreiche kritische und klärende Fragen. Obwohl sich nur ein kleiner Kreis von Zuhörern eingefunden hatte, lobte Prof. Rupp die kritische Sachkunde der Fragen. Solar mobil e.V. will versuchen, im nächsten Sommer mit Aquaflux eine öffentliche Demonstration in der Brenz zu veranstalten.