13.02.2007
Dr. Bernd Calaminus:
 

Druckluft-Speicherkraftwerk soll unregelmäßiges Stromangebot der Windkraft glätten

Deutschland ist mit rund 19 Gigawatt installierter Windkraftleistung Weltmeister. Aber dies bedeutet jetzt schon eine Herausforderung für das Netzmanagement. Wenn einmal die Offshore-Anlagen dazu kommen, wird ein kurzfristiges Überangebot nicht mehr mit konventionellen Zwischenspeichern ökonomisch ins Netz zu bringen sein. Dazu ist die Menge zu groß. Pumpspeicherkraftwerke liegen andererseits zu weit weg vom Erzeugungsort. Ohne teure und mit vielen Widerständen behaftete Netzverstärkung wäre der Transport dorthin ohnehin nicht zu bewerkstelligen. Da sich in Norddeutschland erzeugungsnah große Salzstöcke befinden, bieten sich dort als Alternative zu herkömmlichen Pumpspeicher-Wasserkraftwerken sogenannte Druckluft-Speicherkraftwerke an. Gewöhnliche Umgebungsluft würde mit der Überschussenergie in riesige, 800 Meter tief gelegene Salzkavernen gepumpt. Bei Bedarf ließe man diese Luft eine Turbine mit Generator antreiben. Dies war die Kernaussage von Dr.-Ing. Bernd Calaminus, Projektleiter "Technologie und Innovationsmanagement" der EnBW bei seinem Vortrag zu Gast bei Solar mobil Heidenheim.
 

Die EnBW befasst sich vor allem mit der Erzeugung (rund 14 Gigawatt), dem Handel, dem Transport und der Verteilung von Strom. Insofern liegt es in ihrem vitalen Interesse, sich Gedanken zu machen bezüglich der zukünftigen Stromverteilung. Dass an einem intelligenten Ausbau der Erneuerbaren Energien kein Weg vorbeiführt, ist nach Calaminus unbestritten. Dies gebiete schon der seit Beginn der Industrialisierung exponentiell wachsende CO2-Gehalt der Atmosphäre , sowie die Erwartung, dass die Förderung der fossilen Energieträger Öl und Gas in wenigen  Jahrzehnten ihren Kulminationspunkt überschritten haben werden, gepaart mit der Tatsache, dass sich mehr als zwei Drittel der Primärenergiereserven in den Händen von Ländern befinden, „die nicht unbedingt für geopolitische Stabilität bürgen“. Die Dena-Netzstudie besage, dass ein strategisches Konzept zur Weiterentwicklung des Stromnetzes insbesondere für die Einbindung der Windenergieanlagen notwendig ist. Einige Gigawatt an Angebotsschwankung müssen zukünftig innerhalb einer halben Stunde ausgeglichen werden können. Die herkömmlichen Speichertechnologien wie Batterien reichten dafür nicht aus. Die Wasserstofftechnologie sei zum einen noch sehr unwirtschaftlich und zum andern eher für den Bereich Verkehr prädestiniert.

Druckluft-Speicherkraftwerke (CAES = Compressed Air Energie Storage) seien nicht neu. Doch sie wiesen bislang lediglich einen Wirkungsgrad von ca. 50 Prozent auf und verursachten unerwünschte Emissionen. Bei der Kompression der Luft für die Beladung der Kaverne entstehe Wärme, die derzeit an die Umwelt abgegeben werden müsse. Bei der Entladung des Speichers müsse die Luft dann wieder vorerhitzt werden, damit die Turbine nicht vereist und zerstört wird. Bislang wird dazu fossile Energie verwendet (diabatisches CAES). Die Herausforderung der EnBW-Planer im Rahmen des Innovationsprojekts besteht darin, die Kompressionswärme ebenfalls zwischen zu speichern und sie dann für die Erhitzung wieder zu verwenden (adiabatic CAES oder A-CAES). Das Speichern verschiedener Medien in Salzkavernen sei Stand der Technik, neu zu entwickeln sei aber ein Wärmespeicher, der bis 600 Grad aufgeladen werden kann. Auch mit den variablen Systemdrücken während des Be-/Entladevorgangs umzugehen, bedürfe noch der weitergehender Forschung und Entwicklung.

Der Redner machte deutlich, dass die endgültige Entscheidung zum Bau eines Druckluft-Speicherkraftwerks im Laufe der Machbarkeitsstudie noch von wirtschaftlichen, politischen und technischen Unwägbarkeiten abhänge. Der Vorstandsvorsitzende der EnBW habe im März 2006 der Druckluft-Speicherkraftwerkstechnologie höchste Priorität zugeschrieben. Mit dem Land Niedersachsen bestehe Einvernehmen über die Errichtung einer Forschungs- und Demonstrationsanlage. Er hoffe, Ende 2008 eine Empfehlung zur Investitionsentscheidung vorlegen zu können. Es folge die Genehmigungsplanung, sodass voraussichtlich 2010 mit dem Bau begonnen werden könne.