1.05.2006
Uli Rink

Rasant steigenden Heizkosten ein Schnippchen schlagen

Aus einem Altbau kann kein Passivhaus werden. Hier verspricht nur das Sonnenhaus-Prinzip Erfolg bei der energetischen Sanierung. Was durch verschiedene Sanierungsmaßnahmen an Betriebskosten eingespart und gleichzeitig für das Klima getan werden kann, erläuterte Ulrich Rink, Fachmann für energetische Gebäudesanierungen, bei Solar mobil Heidenheim.

Die Betriebskosten für Gebäudeheizung hätten sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Gas sei von Jahr zu Jahr um 10 Prozent teurer geworden. Auch angesichts der knappen fossilen Energievorräte und des Klimawandels stünden in der Bundesrepublik 20 Mill. Gebäude zur Sanierung an. Diese Altbauten seien nicht oder nur mit extremen Aufwand luftdicht zu bekommen, wie dies für ein Neubau-Passivhaus vorausgesetzt wird. Deshalb werde bei der Sanierung ein anderer Weg beschritten: das Sonnenhausprinzip. Es biete sich als wirtschaftliche Lösung an und umfasse folgende Maßnahmen: hohe Gebäudedämmung, Zentralheizungssystem mit solarer Heizungsunterstützung und Wohnflächenerweiterung mittels „kaltem“ Wintergarten. „Wenn Sie das Geld haben, um die stetig steigenden Energiepreise zu bezahlen, dann haben Sie auch das Geld, um heute in Energieeinsparung zu investieren“, brachte es Rink auf den Punkt.

Nach dem Vollwärmeschutz stehe die Ausstattung des Gebäudes mit einem effizienten und zugleich klimaschonenden Heizungssystems an. Rink plädierte entweder für eine vollautomatische Pelletheizung, für einen Kaminofen für Scheitholz mit Zentralheizungsregister oder die Hightec-Variante: Pellet Mini BHKW. Etwa zwei Millionen Schwaben könnten ihre Heizung nachhaltig mit Holz betreiben.

Der nächste Schritt sei der Einbau von Solarthermie zur Heizungsunterstützung. Hier lägen über zehnjährige Erfahrungen vor. 50 bis 70 Prozent der Heizleistung könne durch Flachkollektoren substituiert werden. Einer dieser Solarthermie-Pioniere sitze in der Ostschweiz. Sein Sonnenhausprinzip „Jenni“ sehe 60 bis 100 Quadratmeter große Kollektorflächen, auf Niedertemperatur ausgelegte Heizkörper und riesige 3.000 - 25.000-Liter-Pufferspeicher vor. Rink rechnete Beispiele vor: bei 15 Quadratmetern Kollektorfläche erreiche man etwa 11 Prozent Heizungsunterstützung, bei 30 Quadratmetern Kollektorfläche 19 Prozent und bei 99 Quadratmetern Kollektorfläche 50 Prozent.

Ein weiterer Schritt sei der Bau eines Wintergartens. „Glasbauten sind Solaranlagen, deren Kollektor extrem gedehnt wird und - in diesem Kollektor kann man wohnen“, definierte Rink das Prinzip der „Sonnenfalle“. Ausführliche Rechnungen belegten den Wärmegewinn eines solchen Anbaus. „Die Solaranlage Wintergarten liefere je nach Größe und Ausrichtung 4.500 bis 15.000 Kilowattstunden Heizwärme“, so der Sanierungsspezialist.  Durch einfaches Tür- oder Fensteröffnen werde die Wohnung erwärmt. Wichtigstes Prinzip dabei: der Wintergarten darf nicht beheizt werden, weil sonst die Wärmeverluste größer werden als 
die -gewinne.

Am Beispiel seines eigenen Hauses mit einem Betriebskostenaufwand von derzeit 3.250 Euro zeigte der Referent, dass nach einer Sanierung 1.600 Euro eingespart werden könnten. Zusätzlich gewinne er Nutzfläche, Lebensqualität und Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen oder Lieferengpässen.