27.09.2005
Gerhard Sattler/Wolfgang Trötsch:
 

Wärmepumpe im Niedrigenergiehaus

„Die wenigen Passivhäuser und Neubauten seit In-Kraft-Treten der Energieeinsparverordnung (ENEV) von 2002 lösen das Problem des insgesamt zu hohen Energieverbrauchs bei der Gebäudeheizung in der Bundesrepublik nicht. Es müssen auch im Altbestand Einsparungen erzielt werden“. Dies war eine Kernaussage von Energieberater Gerhard Sattler und Architekt Wolfgang Trötsch, die bei Solar mobil Heidenheim das Prinzip eines Passivhauses und neueste Entwicklungen bei Wärmepumpen erläuterten.
 

Sattler gab sich zuversichtlich, dass Hausbesitzer wegen des steigenden Öl- und Gaspreises und der günstigen Darlehen ganz von selbst in die Gebäudeerneuerung zum Zwecke der Energieeinsparung investierten. Es sei Sache des Energieberaters, abhängig vom Bestand sinnvolle und wirtschaftliche Maßnahmen vorzuschlagen.
Nach einem Arbeitspapier der Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumforschung werde bis 2010 sowieso das Passivhaus Standard sein.

Das Passivhaus sei mit einer Thermoskanne zu vergleichen. Für die Warmhaltung des Inhalts werde keine Wärme (aktiv) zugeführt. Dementsprechend liege der Heizenergiebedarf unter 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. Zum Vergleich: im Altbestand ist dieser etwa zehn Mal so hoch. Das bedeute, dass mit dieser Baunorm mindestens 80 Prozent der Heizenergie, bzw. der Heizkosten eingespart werden könne. Der deutlich gezügelte Energiehunger werde durch folgende Grundsätze erreicht: kompaktes Bauvolumen, äußerst gute Wärmedämmung, wärmebrückenfreie Konstruktion, bestmögliche Luftdichtigkeit der Gebäudehülle, Wärmerückgewinnung bei kontrollierter Lüftung und größtmögliche solare Gewinne.

Die Gebäudehülle lasse sich mit allen üblichen, aber auch neu entwickelten Materialien erreichen. In der Regel komme man dabei auf eine Wand- und Dachstärke von 40 Zentimetern. Von ganz besonderer Bedeutung sei die Luftdichtigkeit. Die Lufterneuerung beim „Blower-Door-Test müsse trotz Anschlüssen, Kabel- oder Rohrdurchführungen durch die Gebäudehülle kleiner als 0,6 pro Stunde sein. An Haustechnik werde benötigt: eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung, ein Erdwärmetauscher, Solarkollektoren mit entsprechendem Speichermodul und ein minimal ausgelegtes Heizregister in der Zuluft (Wärmepumpe oder Gasbrennwerttherme). Sattler sagte, die Mehrkosten eines Passivhauses lägen unter zehn Prozent eines nach  ENEV gebauten Hauses, da sich Schnickschnack von selbst verbiete und eine Heizungsanlage nicht benötigt werde. Er machte aber andererseits deutlich, dass die Norm nur durch höhere Bauqualität und Bauüberwachung zu gewährleisten sei.

Wolfgang Trötsch, der vielseitige Erfahrung mit Wärmepumpen als Hausheizung aus den Neuen Bundesländern mitbringt, berichtete über verschiedene Arten von Wärmepumpen. Wegen der Wasserschutzzone komme im Kreis Heidenheim die Erdwärmenutzung mittels Tiefbohrung nicht in Frage, sondern lediglich die Nutzung der Sonnenwärme. Dabei werde ein Kollektor in 0,5 bis 1,5 Meter Tiefe horizontal im Erdreich verlegt. Die Kollektorfläche entspreche etwa der Wohnfläche. Der Referent bezeichnete dieses Wärmepumpensystem als „Direktverdampferanlage“. Eine solche Anlage wurde kürzlich im Fürsamen eingebaut. Beim Herzstück, der Wärmepumpe, schwor Trötsch auf eine österreichischen Firma und gab dabei den Wirkungsgrad mit 1:6 an. Das bedeutet, dass aus einer Kilowattstunde Strom, die zum Betrieb der Wärmepumpe benötigt wird, sechs Kilowattstunden Wärmeenergie gewonnen werden. Der Redner hob auch hervor, dass diese Heizungsanlage umso wirtschaftlicher betrieben werden könne, wenn ein Sondervertrag mit dem Energieversorgungs­unternehmen abgeschlossen werden kann, der es dem Versorger erlaubt, die Stromzufuhr drei mal am Tag zu je 2 Stunden zu unterbrechen (Ausblenden von Lastspitzen mittels Rundsteuerung). Da für eine Wärmepumpen-Anlage sowieso nur eine Niedertemperaturheizung, zum Beispiel eine Fußbodenheizung, in Frage komme, falle infolge deren Trägheit eine Unterbrechung nicht ins Gewicht. Aus Trötschs Sicht eigne sich ein Wärmepumpensystem für energieeffizientes Bauen, insbesondere bei sehr gut isolierten Gebäuden.