13.12.2000
Kurt Haffner

Das Energiedach

„Das Energiedach amortisiert sich, das Ziegeldach nicht“. So brachte es Kurt Haffner in seinem Vortrag „Die neue Funktion des Hausdachs als Energiedach“ bei „Solar Mobil Heidenheim“ auf den Punkt. Es müsse zur Selbstverständlichkeit werden, dass das Dach zur Energiewandlung von kostenloser Sonnenenergie genutzt wird. In naher Zukunft sollte man immer an die zwei Funktionen des Hausdachs denken: den Wetterschutz und die Energiewandlung.

Haffner erläuterte anhand der jährlichen Zuwachsraten, dass die Windkraft - gemessen an der installierten Leistung - ein wesentlich schnelleres Ausbautempo vorlege als die Fotovoltaik. Dies liege zum einen daran, dass der Ertrag einer einzigen „Windmühle“ ungleich höher ist als der einer Fotovoltaikanlage, aber auch daran, dass zur Zeit die guten Windstandorte besetzt würden. Die Solaranlagen (fotovoltaische und thermische Solaranlagen) hätten jedoch auf Dauer den Vorteil, dass sie keinen zusätzlichen Flächenbedarf haben, dass sie kein Standortproblem kennen (alle Dächer stehen im gleichen Abstand zur Sonne), dass sie wartungsfreundlich und langlebig sind.

So wie bei der landwirtschaftlich genutzten Fläche, sollte man auch beim Hausdach denken: Es sollte einen möglichst hohen Ertrag bringen, meinte Haffner. Dies gelinge nur, wenn das ganze Dach zur Energieerzeugung genutzt werde. Die Pläne der Solarstadt Nürtingen gingen davon aus, dass durchschnittlich jedes Haus 13 Quadratmeter für die Solarstromerzeugung und acht Quadratmeter für die Wärmeerzeugung nutzt. Auf diese Weise könnten 65 Prozent des Strombedarfs gedeckt werden. Zur Untermauerung seiner Idee des Solardachs verwies Haffner auf ein Schweizer Solarmodul. Es hat etwa die vierfache Fläche von Dachplatten und kann wie Dachplatten verlegt werden. Somit sei eine vollständige Dachintegration möglich. Die Förderung der Solarenergie durch 100.000 Dächerprogramm und Erneuerbares Energiegesetz (99 Pf pro Kilowattstunde) ließen auf längere Sicht eine Amortisation und sogar eine bescheidene Rendite zu. 

Hindernisse bei der Verwirklichung des Energiedachs sah Haffner lediglich bei der Wärmenutzung. Es gelte, die die sommers im Überfluss anfallende Wärme für den Winter zu speichern. Haffner nannte neben anderen Methoden den Langzeitwärmespeicher, der nichts anderes ist, als ein gut isoliertes in die Erde eingelassenes riesiges Wasserbecken. Solche Speicher böten sich nur als Verbundlösung mit Nahwärmenetz an. In Friedrichshafen werde zur Zeit ein Langzeitspeicher mit dem entsprechenden Netz für 570 Wohnungen gebaut. Die Anlage und den Betrieb solcher Anlagen nannte Haffner eine zukünftige Aufgabe der Stadtwerke. Wenn dies gelinge und dazu die Häuser in Passivhausqualität erbaut würden, könne man die Wärmenergie (im Durchschnitt 75 % der Energie aller Haushalte) vollkommen regenerativ decken. Die Energiewende wäre dann vollzogen, so der Referent.