2.05.2002
Michael Bölstler/Wolfgang Dewein
 

Pflanzenöl im Tank ist umweltfreundlich und erspart die Mineralölsteuer

„Es gibt immer mehr, die sich dafür interessieren, statt Diesel reines Pflanzenöl zu tanken“, sagte Wolfgang Dewein, Referent beim Vortrag „Pflanzenöl statt Diesel“ bei Solar Mobil Heidenheim und für Michael Bölstler, den zweiten Referenten im Bunde, der ebenfalls auf einige Jahre Pflanzenölfahrens zurückblicken kann, steht fest: „Pflanzenöl kostet nur etwa halb soviel wie Diesel und ist zugleich umweltfreundlich“.
 

Eine beachtliche Zuhörerschar hatte sich eingefunden, um von den beiden Vortragenden in die Geheimnisse des alternativen Antriebs eingeweiht zu werden, unter ihnen auch ein Landwirt aus dem Kreis Heidenheim, der sich mit dem Gedanken trägt, Rapsöl selbst zu pressen und für diese Zwecke anzubieten. Bisher müssen die passionierten Pöl-Fahrer (Pöl steht für Pflanzenöl) zum Tanken nach Dillingen oder Gunzenhausen fahren. Dort wird das Öl freilich gleich 1.000-literweise bezogen.

Kurt Haffner erinnerte eingangs daran, dass sich der Verein als Förderverein für Solarmobile gegründet hatte. Diese hätten sich nicht durchgesetzt. Reines Pflanzenöl als Treibstoff in herkömmlichen Dieselfahrzeugen könne eine ökologische Alternative zu sein, freilich nicht in der Form des „Biodiesel“, was auch vom Umweltbundesamt bestätigt werde. Fraglich bezüglich seiner Umweltbilanz sei auch das konventionell erzeugte Pflanzenöl.

Im Wesentlichen interessierten die Zuhörer drei Fragenkomplexe: Rechtliche bzw. steuerliche Seite, Umrüstungsmaßnahmen und „Mischungen“.

Zur rechtlichen Seite sagte Bölstler, Pflanzenöl unterliege nicht der Mineralölbesteuerung, da es wie Biodiesel kein Mineralöl sei. Pöl und Diesel vermischen sich im Fahrzeugtank problemlos. Die Autofirmen lehnten das Betanken ihrer Diesel-Flotte mit Pflanzenöl ab. Sie behaupteten, dass das Fahrzeug dann „wegen Auswirkungen auf die Motorleistung, Abgas- und Geräuschverhalten und den Kraftstoffverbrauch die Betriebserlaubnis erlischt“ – so die Auskunft von Daimler-Chrysler. Dem widersprach Bölstler mit dem Hinweis auf die 19.24 der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO). Der ADAC befürworte den Gebrauch ebenfalls nicht, aber aus anderem Grunde: zuerst solle der „Biodiesel“ ins Laufen kommen. Anders sehe es beim Einbau eines in vielen Fällen notwendigen Zusatztanks aus.

Tiefer in die Motorentechnik einsteigen mussten die beiden Referenten, um zu erklären, welche Fahrzeuge sich eignen und bei welchen Umbauten vorgenommen werden müssen. Ohne Probleme und ohne größere Umbauten funktioniere zum Beispiel der „Mercedes 124-er“, da er noch über eine Reiheneinspritzpumpe verfüge. Meist würden andere Einspritzdüsen benötigt, um wegen der höheren Viskosität eine gute Zerstäubung des Öls im Brennraum zu erzielen. Bei manchen Fahrzeugtypen würde ein Dieselzusatztank benötigt, um besonders im Winter oder zum Starten auf Diesel umschalten zu können. Im übrigen verwiesen die Referenten auf die Internetadressen „www.fmso.de“ (die Abkürzung steht für „Fahren mit Salatöl“) und „www.rerorust.de“ wo Erfahrungen mit nahezu allen Fahrzeugtypen vorlägen und Hinweise zum Umbau gegeben würden.

Pflanzenöle haben, so erfuhren die Zuhörer, eine unterschiedliche Zündwilligkeit (Cetanzahl). Durch Zumischung von Diesel oder Biodiesel lasse sich das Zündverhalten verbessern und es könnten vielfach Umbauten vermeiden werden. Gefahren wird jedoch mit allen Sorten von Pflanzenölen bevorzugt mit dem vergleichsweise preiswerten kalt gepressten Ölen. Hierbei könne zwar nur rund 30 Prozent des zum Beispiel im Raps enthaltenen Öls herausgeholt werden. Der Rückstand, der sogenannte Rapskuchen, diene aber als hervorragendes Viehfutter und ersetze das importierte Sojamehl.

Gelobt wurde das Abgasverhalten. Die bekannte Dieselwolke beim Start oder Vollgas sei verschwunden. Selbst bei der AU wollte man eher an einen Fehler beim Messen glauben als an Richtigkeit der niedrigen Abgaswerte. Kein Wunder, denn Pflanzenöl enthalte kein Schwefel, das die starke Trübung im Abgas des Diesels mit verursacht.

Aufgrund des starken Interesses wurde im Oktober ein weiterer Abend zur Diskussion von Details und zum Erfahrungsaustausch angesetzt.