11.11.2003
Thomas Kaiser:

Pflanzenöl setzt sich durch

„Ein erheblicher Markt für Pflanzenöl und die entsprechenden Technologien tut sich auf, sobald der Dieselpreis die Marke von einem Euro übersteigt“. Dies sagte Thomas Kaiser, Geschäftsführer der Vereinigten Werkstätten für Pflanzenöltechnologie (VWP) in seinem Vortrag bei Solar mobil Heidenheim voraus. Vorreiter sei der landwirtschaftliche Sektor, da der Landwirt bereits heute auf seiner eigenen Fläche den für die Traktoren benötigten Diesel durch Pflanzenöl günstig ersetzen könne. So habe auch bereits eine große Schlepperfirma mit VWP einen Vertrag zur Know-how-Übertragung  für die Serienproduktion von Pflanzenöl-Traktormotoren abgeschlossen. In Eselsburg laufe ein von VWP umgerüsteter Schlepper.

Kaiser wählte einen philosophischen Einstieg ins Thema. Samen enthielten in Form des Öls die denkbar dichteste Energiepackung, um die für das Keimen notwendige Energie zur Verfügung zu haben. Sobald die ersten Keimblätter ihre Sonnensegel dem Licht entgegenreckten, werde die Energieversorgung mittels Photosynthese direkt auf Sonne umgeschaltet. Im Verbund mit hochwertigen Eiweißen habe der Samen hervorragende Startchancen. Das Öl werde verbraucht und seine Abbauprodukte gingen in den Kreislauf zurück, ebenso die zweite Samenkomponente, hochwertiges Eiweiß, welches zuvor in der Pflanze gebunden werde. “Wenn es uns gelingt, diese Kreisläufe zu imitieren, können wir unser Klimaproblem lösen“, resümierte der Redner.

Die Firma befasst sich auch mit Forschungen an Ölsaaten, wobei ausschließlich auf ökologische Erzeugung gesetzt wird. Man rät gänzlich von Raps-Monokulturen ab und setzt vielmehr auf Mischkulturen wie Erbse in Kombination mit Leindotter. Letzterer reduziere den Ertrag der Hauptanbaufrucht in keiner Weise. Im Gegenteil, das Öl des Leindotters sei eine Gratis-Zugabe. Kaiser sieht bei der Untersuchung von Pflanzengemeinschaften zur Ölgewinnung noch großen Forschungsbedarf.

Nach Beschreibung einer Ölmühle und des Nutzens des Kuchens als hervorragendes Viehfutter („die Tiergesundheit steigt infolge der hocheiweißhaltigen Nahrung“) ging der Referent auf die Motorentechnik ein. Insbesondere hob er das Elsbeth-Prinzip hervor, dessen Vorteil es sei, dass die Zapfendüse schräg angebracht ist, sodass das Öl mit einem Drall in den Verbrennungsraum eingespritzt werde und mit der Zylinderwand nicht in Berührung komme. Die Firma rüstet neben Traktoren auch PKW-Motoren um, in der Weise, dass sowohl mit Diesel als auch mit Pflanzenöl gefahren werden kann. Am günstigsten umzurüsten sind Motoren mit Vor- und Wirbelkammern. Aber auch Umrüstungen von Turbo-Diesel-Direkteinspritzern sind im Angebot. Ein Zweitank-System sei nicht erforderlich und die Verwendung eines solchen beweise nur, dass das Fahrzeug nicht wirklich an den Pflanzenkraftstoff angepasst sei. Der bivalente Einsatz werde durch ein bei VWP eingebautes Kraftstofferkennungssystem ermöglicht.

Statt den sanften und angepassten Weg zu gehen wie ihn die Firma mit ihrer Pionierforschung und -anwendung vorzeichne, hätten die USA mit dem gewaltsamen Griff nach dem irakischen Öl nur das kurzsichtige Überleben alter Strukturen ihres Staates im Sinn, welches bedeute, dass die Entwicklung zu angepassten Technologien infolge des bewusst niedrig gehaltenen Ölpreises behindert wird, reflektierte der Redner das weltpolitische Geschehen.