22.10.2002 Michael Bölstler: |
Ziel: Regionale Pflanzenöl-Tankstelle für umgerüstete Dieselfahrzeuge |
(hmh) Wieder kam eine beträchtliche Zuhörerschar zum Vortrag von Michael Bölstler zum Thema „Fahren mit Pflanzenöl“, diesmal vorwiegend andere als beim ersten Abend zum selben Thema. Der Referent musste zwangsläufig Passagen seines Vortrags vom Sommer wiederholen, ging aber nun ausführlich auf Fragen der Zuhörer ein. |
„Die vielen Zuhörer beweisen“, so der Vorsitzende von Solar Mobil, Kurt Haffner, einleitend, „das große Interesse an diesem steuerlich günstigen und Klima schonenden Treibstoff für Dieselfahrzeuge.“ Pflanzenöl sei die einfachste Alternative zu herkömmlichen Treibstoffen. Die Industrie forsche zu Ethanol, Methanol, Methan, Wasserstoff und synthetischen Benzin und Dieselkraftstoffen, unverständlicherweise aber nicht zu Pflanzenölen. Erneut machte er deutlich, dass der sogenannte Biodiesel die Vorsilbe „Bio“ zu Unrecht trägt. Das Rohprodukt sei zwar Pflanzenöl, dieses werde aber weder biologisch erzeugt und noch sei es nach Veresterung umweltfreundlich aufgrund seiner negativen Energiebilanz. Am besten sei es, biologisch erzeugtes reines Pflanzenöl direkt zu nutzen. Bezüglich der Erzeugung verwies er auf Versuche mit Leindotter, der als Untersaat beziehungsweise in Mischkulturen angebaut werden könne. Dieses Verfahren führe zum Beispiel bei Erbsen als Hauptfrucht sogar zu höheren Erträgen und verringere zugleich den Unkrautdruck. So könnten je Hektar zwischen 80 und 150 Liter Öl gewonnen werden. Hans-Martin Hartmann, Vorstandsmitglied und zugleich Vorsitzender von FÖR e.V., konnte ergänzend auf eigene Recherchen verweisen, denen zufolge ökologischer Rapsanbau möglich ist. Er kündigte an, FÖR werde sich um dieses Thema kümmern und zu Anfang des nächsten Jahres einen Vortrag anbieten. Bölstler machte deutlich, dass nur bei wenigen, vor allem älteren Fahrzeugtypen das Fahren mit Pflanzenöl ohne oder mit geringfügigen Umbauten möglich sei. (Nähere Auskunft unter „www.fmso.de“ und „www.rerorust.de“). In der Regel können nach Aussagen des Kraftfahrzeug-Sachverständigen viele Fahrzeuge nach Einbau von speziell für Pflanzenöl geeigneten Gummileitungen sommers mit Pflanzenöl fahren, wenn es zum Diesel oder Biodiesel zugemischt wird. Da dieses dickflüssiger ist, bedarf es winters aufwändiger Vorheizung und eines Zweitanksystems. Bei Start und etwa zwei Kilometer vor Fahrtende werde dann auf Diesel umgeschaltet. Am günstigsten sei Rapsöl, da es dünnflüssiger ist als andere Öle. Ein anderer Weg sei die Verflüssigung mit einem Isopropylalkohol-Benzin-Gemisch. Im Verlauf des Abends konnte Bölstler viele Detailfragen zur Fahrzeugumrüstung klären. Bezüglich des Anbaus von Raps meinte Bölstler, es sei auch sinnvoll, konventionell erzeugtes Rapsöl zu tanken, weil es in der Regel regional verbraucht wird und der ausgepresste Rest ein hochwertiges Futtermittel darstelle. Leider müsse er bislang sein Öl in Gunzenhausen oder Blaustein besorgen. Man könne es dort zwar in größeren Mengen einkaufen und in der Region unter den Pflanzenölfahrern zu je 1000 Liter verteilen, es sei jedoch wünschenswert, dass es in der Nähe eine Tankmöglichkeit gebe. Wie gerufen fand sich unter den Zuhörern erneut ein Landwirt, der sich mit dem Gedanken trägt, eine Ölmühle zu beschaffen und dann Rapsöl zum Beispiel an die „Pöl-Fahrer“ (Pöl seht für Pflanzenöl) zu verkaufen. |