11.05.2010
Jürgen Fischer

Lohnen sich Kleinwindkraftanlagen in dieser Region?

So mancher informiert sich im Internet über Kleinwindkraftanlagen. Schöne Prospekte flattern auf Anforderung schnell ins Haus, doch lohnen sich Kleinwindkraftanlagen in dieser Region? Jürgen Fischer hat seine Informationen gründlich aufbereitet, die Angebote im Lichte der physikalischen Gegebenheiten geprüft und berichtete bei Solar mobil Heidenheim.

Kleinwindkraftwerke sind in der Regel verfahrensfrei aufzustellen, wenn sie nicht höher als zehn Meter sind und die Nachbarn zustimmen. Es sind lediglich die Grenzwerte der TA-Lärm einzuhalten. Zu empfehlen sei ein gutes Einvernehmen mit den Nachbarn. „Lieber die Anlage abschalten, bevor es Klagen gibt“, riet Fischer.

Physikalisch lässt sich der Winddruck in Abhängigkeit der Windgeschwindigkeit berechnen. Maßgeblich für die erzielbare Leistung ist die Fläche, die der Rotor einer Windkraftanlage bestreicht. Bei einer Kleinwindkraftanlage sind dies um die 4 Quadratmeter. Eine große Anlage der 2 MW-Klasse bringt es dagegen auf 5.278. Zwar laufen die kleinen Rädchen schon bei Windgeschwindigkeiten zwischen 3 – 5 m/s an, eine nennenswerte Leistung erbringen sie dabei aber nicht. Ihre Nennleistung erreichen sie erst bei 12 – 13 m/s. Das ist starker bis steifer Wind. Dieser müsste bereits am Boden wehen. Dabei – so legte der Referent dar, steige die Windgeschwindigkeit mit der Höhe, in der sich der Rotor befindet. Wenn am Boden eine schwache Brise herrscht – für das Keinwindrad also nicht ausreichend, bläst der Wind in 120 Metern Höhe bereits mit 12 m/s, eine Gegebenheit, die es auch bei großen Anlagen ratsam erscheinen lasst, die Nabenhöhe möglichst hoch anzusiedeln. Des Weiteren ist die Leistung abhängig von der Beschaffenheit des Geländes. Man spricht dabei von der Rauigkeit. Günstig ist eine geringe Rauigkeit wie auf See oder an der Küste. Hügeliges Gelände, Wald oder Gebäude dagegen ergeben eine hohe Rauigkeit, die sich entsprechend ungünstig auswirkt.

Schon diese Parameter, so brachte es der bei Zeiss als Projektleiter Entwicklung arbeitende Diplom Ingenieur auf den Punkt, sprechen gegen die kleinen Rotoren hierzulande. Dieses physikalisch bedingte Ergebnis lasse sich auch keinesfalls außer Kraft setzen durch wie auch immer geartete Anlagentypen. Grundsätzlich unterscheide man so genannte Widerstandsläufer und Auftriebsläufer. Während sich bei Großanlagen ausschließlich die Auftriebsläufer durchgesetzt haben, finde man bei Kleinwindkraftanlagen eine erstaunliche Bandbreite unterschiedlichster Anlagentypen, wofür der Referent zahlreiche Beispiele anführte.

Fischer berechnete die Wirtschaftlichkeit einer durchschnittlichen 1-KW-Windkraftanlage unter der Annahme verschiedener Masthöhen und der durchschnittlichen Windverteilung. Auf 10 Meter Höhe erbringt eine solche 780 kWh/a, auf 20 Metern 1090 KWh/a. Erst auf dieser Höhe, die schon von der Genehmigung her nicht so einfach zu realisieren ist, erbringt diese etwa denselben Ertrag wie eine Fotovoltaikanlage gleicher Leistung, kostet aber rund drei Mal so viel. Der Stromerlös pro Kilowattstunde beträgt mit 9 Ct. zudem weniger als ein Viertel dessen, was die Fotovoltaik bringt. Auf einem 20 Meter-Mast erbrächte diese durchschnittliche Kleinwindkraftanlage gerade mal 1,2 Prozent Rendite. Da riet der Referent: „Investieren Sie besser in eine große Bürgerwindkraft- oder eine Fotovoltaikanlage.“