08.11.2011
Dipl. Ing. Conrad Rössel

Akzeptanz kommt ganz von alleine

„Der Markt für Elektroautos ist bereits da. Es gibt in Deutschland ca. 10 Mio. Zweitwagen. Die allermeisten sollten mit den jetzigen E-Autos leicht zu ersetzen sein.“ Dies sagte Conrad Rössel, der als Entwickler von Hybridfahrzeugen bei einer großen Heidenheimer Firma arbeitet, in seinem Vortrag zu Elektro- und Hybridautos bei Solar mobil/VHS. Für 90 Prozent der täglichen Fahrten genügten die Reichweiten der E-Autos allemal.

Die Statistik sagt, dass die mittlere Fahrleistung bei 37 km liegt, aber die allermeisten Fahrten kürzer als 10 km sind. „Die Reichweite ist nicht das Problem – es sind unsere Gewohnheiten“, konstatierte der diplomierte Ingenieur, ließ aber keinen Zweifel daran, dass das E-Auto schneller in den Markt zu bringen wäre, wenn der Staat Zuschüsse vergeben würde, wie andere Staaten es tun. Trotzdem plädierte er für einen zügigen Umstieg auf E-Autos, da anders ein nachhaltiger Verkehr nicht zu haben sei. Zum einen sei der Öffentliche Nahverkehr immer noch Abgas belastend, zum anderen ließen sich die Mobilitätsbedürfnisse in ländlichen Regionen nicht ausreichend bündeln, was bedeute, dass dort der Individualverkehr den Vorzug hat.

Die Elektroautos gibt es bereits. Rössel listete bereits käufliche und demnächst verfügbare Modelle der einschlägigen Automobilindustrie nach Leistung, Höchstgeschwindigkeit, Reichweite und Preis auf. Er verschwieg dabei nicht, dass der Tesla Roadster, der eine Leistung von 300 PS aus über 6000 Laptop-Lithium-Ionen-Batterien bezieht und in 3,9 sec von 0 auf 100 km/h beschleunigt, dem Gedanken des E-Autos ungeheuren Auftrieb gegeben hat. (Der Tesla war anlässlich der Feier des 20-jährigen Bestehens des Vereins ausgestellt.) Die ersten am Markt waren die baugleichen i-MiEV (Mitsubishi), iOn (Peugeot) und C-zero (Citroen). Rössel lobte deren Kompaktheit, Sicherheit und „hervorragende“ Fahreigenschaften. Renault komme ab 2012 mit einer ganzen Flotte von E-Fahrzeugen auf den Markt, ferner der Smart Elektric drive, ein E-A-Klasse von Mercedes, VW-Golf blue-e-motion (ab 2013). BMW sei beim BMW-i3 sehr offensiv mit dem Thema E-Auto umgegangen. (Detaillierte Liste in Tabelle unten).

Für die restlichen Fahrten empfahl der Referent das Anmieten eines Benziners, eines Flottenfahrzeugs, Carsharing, Fahrgemeinschaften oder die Bahn. Obwohl es grundsätzlich die Möglichkeit der Schnellladung oder des Batteriewechsels gibt und sich so die Reichweite beliebig verlängern ließe, hielt er den Ausbau einer entsprechenden Infrastruktur für illusorisch, aus Kostengründen. „Man sollte den Leuten nicht suggerieren, dass dies notwendig ist.“ Die vorhandene Infrastruktur in Form einer Steckdose in der Garage oder am Arbeitsplatz reiche völlig aus.

Eine andere Option sei ein Plug-In-Hybridfahrzeug, das grundsätzlich kein Reichweitenproblem kennt, allerdings die Abhängigkeit von Benzin und Diesel nicht ganz aus der Welt schaffen kann. Große Hoffnungen setzt Rössel auf den Toyota-Prius Plug-in-Hybrid, dessen Produktion 2012 beginnt. Gegenüber den bisherigen Prius-Hybrids werde dieser mit einer größeren Batterie ausgestattet. Mit einer Ladung können gute 20 km elektrisch gefahren werden, was für den täglichen Weg zur Arbeit oft ausreicht. Danach arbeite der normale, sparsame Hybridantrieb. Die Batterie könne im Vergleich zu den rein elektrisch fahrenden Fahrzeugen klein gehalten werden, was erheblich zur Kostensenkung beitrage. GM-Volt/Opel Ampera können etwa 60 km elektrisch fahren, danach startet der Range Extender, also ein Benzinmotor, der Strom erzeugt.

Die Marktbeschleunigung geht nach Rössel so: „Man sollte die Leute in ein E-Auto reinsetzen. Da kommt die Akzeptanz ganz von alleine“.