13.03.2002
Heinz J. Zoller:
 

Die neue EnEV -  Boom bei thermischen Solaranlagen

(hmh) Seit Anfang Februar ist die neue Energieeinsparverordnung  (EnEV) der rot-grünen Bundesregierung in Kraft. Diese löst die alte Wärmeschutz- und Heizanlagenverordnung ab und schreibt beim Hausneubau, abhängig vom Hausvolumen und der Fläche der Außenhaut, eine Obergrenze beim Primärenergieverbrauch vor. Bauherr beziehungsweise Architekt müssen dafür sorgen, dass dieser Wert nicht überschritten wird. Wie er dies bewerkstelligt, steht in seinem Ermessen. Er kann das neue Haus zum Beispiel entsprechend dick isolieren oder etwas weniger dick und dafür erneuerbare Energiequellen einsetzen, um den Verbrauch von Öl, Gas oder Kohle nicht über die gesetzlich festgelegte Größe ansteigen zu lassen. Dies erläuterte Heinz J. Zoller, Inhaber eines Planungsbüros für ökologische Haustechnik, in seinem Vortrag beim Verein Solar Mobil Heidenheim.
 

„Diese Verordnung wird der thermischen Solarenergie großen Aufschwung verleihen“, sagte der Referent und hob hervor, dass es sinnvoll gewesen sei, die alte Wärmeschutzverordnung zu ersetzen und Primärenergie als künftige Nachweisgröße einzuführen. Entscheidend sei nämlich die Reduzierung der fossilen Energien. Es werde sich zeigen, dass es wirtschaftlich sinnvoller ist, nicht bis zur Schmerzgrenze in Gebäudeisolation zu investieren, sondern die erneuerbaren Energien den ihnen möglichen Beitrag zur Wärmebedarfsdeckung erbringen zu lassen. Aufgrund dieser Verordnung sei es durchaus denkbar, dass sich eine thermische Solaranlage bereits in zwei Jahren amortisiert. „Es ist meistens die günstigste Möglichkeit, die EnEV zu erfüllen“, sagte der Energiefachmann. Auch die Chancen der Pellet- oder der alten Stückholzheizung sähen sich verbessert.

Zoller ging auch ausführlich auf die Anlagentechnik ein und sagte, die Technik der thermischen Solaranlagen sei inzwischen soweit ausgereift, dass sich technische Verbesserungen nur noch im Promillebereich des Wirkungsgrades erzielen ließen. Auch sei inzwischen der Glaubenskrieg darüber, ob Flachkollektoren oder Vakuum-Röhrenkollektoren wirtschaftlicher seien, beendet, denn es gebe jetzt Simulationsprogramme, mit deren Hilfe jede individuelle Lösung durchgerechnet werden könne. Es zeige sich, dass sich „die Röhre“ für eine normale Brauchwassererwärmung fast nie rechnet. Nur in Fällen, wo bei Heizungsunterstützung gleichzeitig hohe Vorlauftemperaturen benötigt würden, habe sie ihre Berechtigung.

Auf eine Neuentwicklung konnte der Referent noch hinweisen: das sogenannte Solardach. Es handelt sich dabei um eine vor allem bei Architekten gern gesehene Lösung, bei der das gesamte Dach oder ein Dachteil jeder beliebigen Form mit einem „Indachkollektor“ eingedeckt werden kann. Der Kollektor ersetze die herkömmliche Eindeckung mit Ziegeln, sei deshalb auch preislich interessant und sicher „ die architektonisch bessere Lösung“.