22.11.2005
Harald Kretschmann:

Gemeinsame Veranstaltung von „Solar mobil Heidenheim“ und „Brücke“: Heizungsfachmann referierte bei über die Heizanlage im „Dorf in der Stadt“

Zukunftsweisende Holzhackschnitzel-Heiztechnik

Die erste Holzhackschnitzel-Heizungsanlage Heidenheims entsteht zur Zeit am Ugental. Im Rohbau zeichnen sich bereits die Konturen des Silos und der Heizzentrale ab. Harald Kretschmann, Mitarbeiter der in Ulm ansässigen Firma Gaiser, die diese Anlage plante und erstellt – sie soll im Frühjahr fertig sein, bezeichnete diese Technik als absolut zukunftsweisend. Sie erfüllt die Bedingungen, die für die Stiftung „Dorf in der Stadt“ als Träger der gleichnamigen Siedlung zentral sind: Ökologie und Wirtschaftlichkeit.
 

„Vor dem Hintergrund der dramatischen Energiepreissteigerungen wird Holz zur wirtschaftlichen Alternative, die zudem aufgrund seiner CO2-Neutralität einen wesentlichen Beitrag zur Entschärfung der Klimaproblematik leistet“, so der Heizungstechniker. Er wies anhand einer von der Firma erstellten Vollkostenrechnung nach, dass die spezifischen Kosten von Holzheizungen trotz der um den Faktor 2 - 3 höheren Anlagenkosten nur unwesentlich höher sind als bei Öl oder Gas (Öl: 130 Euro pro Megawattstunde, Hackschnitzel: 135 Euro). Diese Rechnung beziehe sich auf die Energiepreise vom September 2005. Bei zu erwartenden weiteren Preissteigerungen werde Holz sogar die wirtschaftlichere Alternative sein.

Als weitere Pluspunkte dieses heimischen, nachwachsenden Rohstoffs stellte der Heizungsfachmann heraus: die Unabhängigkeit von Drittländern, seine Krisensicherheit, seine Preisstabilität, seine Sparsamkeit, der hohe Komfort und die Betriebssicherheit der neuen Heiztechnik. Der Komfort beispielsweise entspreche dem einer Öl- oder Gasheizung, sowohl im Betrieb als auch bei der Einlagerung der jeweiligen Brennstoffe. Pellet- oder Holzhackschnitzelanlagen funktionierten vollautomatisch. In Baden-Württemberg stünden jährlich 2,7 Millionen Tonnen als Energieholz zur Verfügung, was einem Nutzwärmebedarf von 800.000 Einfamilienhäusern entspreche.

Kretschmann erläuterte zunächst die Funktionsweise einer Pelletheizung und einer Holzhackschnitzelheizung, um dann die Anlage beim „Dorf in der Stadt“ zu beschreiben. Demnach werden die einzelnen Wohngebäude über eine gemeinsame Wärme-Zentrale mit Nutzwärme versorgt. Sie sind mit zweifach gedämmten Kunststoff-Mantelrohren mit dieser Zentrale verbunden. Die Wärmeübergabe erfolgt an Wärmeübergabestationen in den einzelnen Häusern. In der Zentrale kommt ein Kessel mit sogenannter Unterschubfeuerung zum Einsatz. Im Endausbau ist eine Gesamtwärmeleistung von 810 Kilowatt notwendig. 400 Kilowatt Leistung weist die Holzhackschnitzelheizung auf, die in der Grundlast etwa 93 Prozent der benötigten Wärme abdeckt, während ein etwa gleich leistungsfähiger Ölheizkessel die Spitzenlast abfährt. Jährlich werden damit 386.000 Kilogramm CO2 gegenüber Öl-Einzelheizungen je Gebäude, bzw. 85 Prozent eingespart. Die Emissionen werden soweit reduziert als würde man 488 solarthermische Anlagen mit je 6 Quadratmeter Kollektorfläche zur Brauchwassererwärmung nutzen. Der Referent betonte, dass das kurze Nahwärmenetz im vorliegenden Fall Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit der Anlage sei.

Die Sicherheit der Energieerzeugung wird durch ein Energie- und Anlagencontrolling der Firma Gaiser gewährleistet. Die Firma verstehe sich als „Energie-Dienstleister“, so Kretschmann. Dies bedeute, dass die Anlage rund um die Uhr über ein Modem überwacht wird. Ein 24-Stunden-Service ermögliche die unmittelbare Beseitigung von Störungen.