29.10.2001
Kurt Haffner:
 

Pflanzenöl im Tank ist umweltfreundlich

Biodiesel weder wirtschaftlich noch ökologisch

(hmh) Weg vom Raps-Methyl-Ester (RME, auch als Biodiesel bekannt) und hin zu reinem Pflanzenöl - dies war die zentrale Aussage von Kurt Haffner bei seinem Vortrag bei Solar Mobil Heidenheim, zu dem einige Experten in der Nutzung von Pflanzenöl in PKWs gekommen waren.

Haffner stellte zwei Zitate an den Anfang seines Vortrags. Das Umweltbundesamt sage, dass der Einsatz von Biodiesel im Vergleich zu Dieselkraftstoff weder wirtschaftlich noch ökologisch sei. Laut Ernst Schrimpf, Professor an der Fachhochschule Weihenstephan, sei dagegen naturbelassenes, kaltgepresstes Pflanzenöl eine „Zukunftsoption zum versiegenden fossilen Energieträger Erdöl.“  RME sei deshalb nicht ökologisch, weil der Raps in Monokultur von der „Intensivlandwirtschaft“ unter hohem Ressourceneinsatz wie Stickstoffdünger und Pflanzenschutzmitteln erzeugt und bei der anschließenden Verarbeitung zu Biodiesel mit Methanol versetzt werde. Als Katalysator diene dabei Kaliumhydroxid, das nachher wieder entfernt werden müsse. Die sogenannte Veresterung, wie dieser Prozess genannt werde, setze eine Großanlage voraus und damit lange Transportwege.

Reines Pflanzeöl werde sinnvollerweise von der ökologischen Landwirtschaft erzeugt, die mit ihrem typischen Fruchtwechsel ideale Voraussetzungen dafür biete und zusätzlichen Energieeinsatz vermeide.  Da Pflanzenöl im Motor direkt, das heißt ohne weitere Zusätze verbrannt werden könne, sei gewährleistet, dass es im Gegensatz zu RME als klimaneutral bezeichnet werden könne.

Haffner gab zu verstehen, dass er die SPD nicht verstehen könne, die fordere, auf dem Gelände von Obrigheim (bei Stillegung des Atomkraftwerks), eine Anlage zur Herstellung von Biodiesel zu erstellen. „Die Dezentralität ist nicht erfüllt und von einer positiven Umweltbilanz kann keine Rede sein“, kritisierte der Redner. Diesem Vorhaben stellte er ein Projekt in Nordrhein-Westfalen gegenüber, das unter dem Namen „Regio-Öl“ bekannt geworden sei. Erzeugung und Verbrauch liege im Radius von 25 Kilometer um eine Ölmühle. Aus 3.000 Kilogramm Raps würden 1.000 Liter Öl kalt gepresst. Der übrigbleibende Rapsschrot finde als Zusatz bei die Fütterung von 100 Mastschweinen in 100 Tagen Verwendung. Das Rapsstroh werde kompostiert oder diene als Gründünger. In dieser Region könnten auf 2.000 Hektar über 2 Millionen Liter Dieselkraftstoff ersetzt, über 5.000 Tonnen CO2 eingespart und zudem 29 Millionen Tonnenkilometer Sojaschrot-Import vermieden werden. Das Öl finde sowohl im Kraftverkehr, bei der Heizung, als Verlustschmiermittel und als Holzschutzmittel Verwendung.

Im Bezug auf die Nutzung in Dieselfahrzeugen sagte Haffner, das reine Pflanzenöl könne nicht in den derzeitigen Dieselfahrzeugen genutzt werden. Dazu sei ein Umbau notwendig, der zwischen 4.000 und 9.000 Mark koste. Die anwesenden Experten berichteten hingegen, dass sie bereits mit Pflanzenöl fahren würden und bei bestimmten Fahrzeugtypen relativ geringe Umbauten gehabt hätten.

Kurt Haffner sah im nordrhein-westfälischen Projekt Vorbildcharakter und regte eine Nachahmung eventuell im Rahmen der Agenda 21, am besten im Verein FÖR an. Aufgrund der Anwesenheit einiger Experten schlug Hans-Martin Hartmann die Gründung einer Arbeitsgruppe „Pflanzenöl als Treibstoff für PKW und Traktoren“ vor.